Das feine Gespür beim Kochen macht Nancy zu einer gefragten Frau, allerdings auf einem sehr speziellen Feld. Denn solche Fähigkeiten sind sehr wichtig bei der Santería, der afrokubanischen Religion, die auf Kuba sehr verbreitet ist. Vor einigen Jahren hat Nancy selbst den Initationsritus mitgemacht und vertraut seit dieser Zeit umso mehr auf die verschiedenen Götter, die ihr, davon ist sie überzeugt, auch beim Kochen zur Hand gehen. Seit ein paar Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, etwa ein bis zwei Mal im Monat für eine Santería-Zeremonie zu kochen. Mitunter ein Knochenjob, wenn bis zu hundert Personen verköstigt werden wollen. Und eine verantwortungsvolle Aufgabe, bei der es gilt, Regeln zu beachten. Schon die einzelnen Tiere wie Ziegen, Lämmer, Hühner oder Tauben müssen nach einem bestimmten Ritus geopfert, den einzelnen Göttern geweiht und entsprechend der jeweiligen Speisen für die Götter zugeordnet werden. Jede Gottheit hat ihr eigenes Gericht, eine eigene Fleischsorte, und für jeden Gott muss ein anderer Löffel verwendet werden. „Man kann nicht einfach den Löffel für das Gericht des einen Gottes in den Topf für das Gericht des anderen Gottes stecken. Das würde Unglück bringen!“, erklärt Nancy.